Soziale Beziehungen

Interpersonelle Ambivalenzen

Zwischenmenschliche Beziehungen werden als eine der wichtigsten Komponenten von psychischer Gesundheit und Zufriedenheit angesehen, und die Fähigkeit, diese aufrechtzuerhalten als eine zentrale Kompetenz im Rahmen psychi- scher Gesundheit.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind für das allgemeine Wohlbefinden auf den verschiedensten interpersonellen Ebenen wie Familie, Beruf oder Schule von zentraler Bedeutung. Der Gegenspieler von zwischenmenschlichem Zugehörigkeitsgefühl, das subjektive Gefühl der Einsamkeit wirkt sich hingegen bei lang andauerndem, chronischem Auftreten negativ auf die psychische als auch physische Gesundheit aus. Definiert als die Diskrepanz zwischen den tatsächlichen und den gewünschten sozialen Beziehungen einer Person kann akute Einsamkeit evolutionär betrachtet jedoch auch als ein überlebenswichtiges Gefühl bzw. biologisches Mangelsignal betrachtet werden, welches uns Menschen auffordert, uns mehr und aktiv um soziale Kontakte zu bemühen. Allerdings sollten wir dann über entsprechende interpersonelle (zwischenmenschliche) Fertigkeiten verfügen, um unser soziales Netz aktiv zu vergrößern bzw. intensivieren zu können. Soziale Beziehungen und  Verhaltensweisen spielen folgerichtig in der klinischen Psychologie eine große Rolle. Interpersonelle Probleme und Schwierigkeiten in zwischenmenschlichen Beziehungen bis hin zur chronischen Einsamkeit sind dabei ein zentrales Problem verschiedener psychischer Erkrankungen. Dieses betrifft nicht nur Patienten mit Persönlichkeitsstörungen, denen per definitionem interpersonelle Probleme inhärent sind, sondern insbesondere auch Patienten, welche unter affektiven Störungen z.B. Depressionen, einer sozialen Phobie oder auch Abhängigkeitserkrankungen leiden. Genaugenommen können sich diese zwischenmenschlichen Probleme bei fast allen psychischen Störungen wiederfinden. Daher ist die Bearbeitung dieser Problematiken in der Einzel- als auch Gruppentherapie von zentraler Bedeutung.

Analyse und Bearbeitung interpersonellen Verhaltens in der Therapie

Bei der näheren Betrachtung zwischenmenschlicher Probleme und deren Aufrechterhaltung gilt ein Hauptaugenmerk spezifischen und konkreten  Situationen. Dabei bedarf es spezifischer Analysetechniken, um schwierige zwischenmenschliche Situationen einerseits besser zu verstehen und andererseits konkrete Fertigkeiten zu erwerben, um die auftretenden interpersonellen Probleme zu lösen. Das Training fokussiert dabei auf vier wesentliche Aspekte:

(1) Reflektion des eigenen Verhaltens . Durch die Reflektion des eigenen Verhaltens soll ein Bewusstsein dafür geschaffen werden, wie Klienten selbst in sozialen Interaktionen wirken und welche Konsequenzen diese Verhaltensweisen auf ihre Interaktionspartner haben. Durch die komplementären Reaktionstendenzen des wird für die Klienten verständlich und erlebbar, wie sich (ungünstige) Interaktionsmuster stabilisieren und welche interpersonellen Konsequenzen die Folge sein können.

(2) Nonverbale und verbale Kommunikation. Die Methode und seine verschiedenen Positionen erlauben nicht nur eine Analyse des eigenen Verhaltens und der zugrundeliegenden Interaktionsmuster. Er stellt auch Ausgangspunkt dar, um anhand verschiedener Übungen und Strategien die nonverbale und verbale Kommunikation zu reflektieren und zu verändern. Im meiner Therapie werden gezielt nonverbale und verbale Kommunikationsmuster der Patienten auf ihre Bedeutung im zwischenmenschlichen Kontext analysiert. Darauf aufbauend sollen Patienten neue Formen von nonverbaler und verbaler Kommunikation erlernen und trainieren.

(3) Konflikt-und Empathie -training. Patienten mit interpersonellen Problemen zeigen häufig große Schwierigkeiten interpersonelle Konflikte zu bewältigen bzw. sich diesen überhaupt zu stellen. Deshalb werden spezifische Techniken zum Konfliktlösetraining vorgestellt, die an praktischen Beispielen trainiert werden. Zugleich kommt es vor, dass sich Patienten in besonders emotionalen interpersonellen Situationen nur noch schwer oder gar nicht in die Perspektive des Gegenübers hineinversetzen können – ein Umstand, der die Probleme meist zusätzlich verstärkt. Hier dient ein Empathietraining dazu, Patienten ein besseres Verständnis zwischenmenschlicher Situationen zu ermöglichen, um aus ihnen Lösungsansätze für ihre individuellen Probleme zu generieren.

(4) Rollenspiele. Alle zuvor beschriebenen Elemente werden in Rollenspielen zusammengeführt. Rollenspiele bilden einen zentralen Bestandteil der Therapie. Hierdurch werden Veränderungen des eigenen Verhaltens erlebbar gemacht und neue Strategien im Umgang mit zwischenmenschlichen Problemen entwickelt.

Diese Bestandteile stellen die Voraussetzung dafür dar, in schwierigen Situationen eigene Ziele und Bedürfnisse zu erreichen. Fertigkeiten in der Psychotherapie sind dabei als transdiagnostische Interventionen zu verstehen, die wiederum bedeutsam für das Therapieergebnis sind.

Zusammenfassung

Zwischenmenschliche Beziehungen sind für die psychische Gesundheit von elementarer Bedeutung. Eine ganze Strömung in der Psychologie hat sich auf Basis dieser Erkenntnis entwickelt. Vertreter der Interpersonalen Theorie betrachten eine gestörte Person-Umwelt-Interaktion als Ursache für die Entstehung und Aufrechterhaltung psychischer Erkrankungen. Mittlerweile konnte die Relevanz interpersoneller Probleme in diversen empirischen Untersuchungen für verschiedene psychische Erkrankungen nachgewiesen werden. Damit sind interpersonelle Probleme für den psychotherapeutischen Prozess von großer Relevanz. Ein möglicher Ansatz für die Behandlung zwischenmenschlicher Probleme stellt dabei die im Konzept praktizierte Verknüpfung früher biographischer Beziehungserfahrungen mit heutigen  Fertigkeiten Defiziten dar. Nach der Erarbeitung von Prägungen und Übertragungshypothesen, dem Transfer der Beziehungserwartungen des Patienten auf die Therapie, können spezifische Problemlösestrategien genutzt werden, um Probleme in sozialen Beziehungen zu bearbeiten, und die zwischenmenschlichen Beziehungen der Patienten zu verbessern.

Gerne berate ich Sie dazu in einem Erstgespräch.
Herzliche Grüße,
Ralf Baumhöferpage35image9623936