Krankheitsängste/Todesängste
Ängste, wenn sie krankhaft sind, haben in den meisten Fällen Ursachen, übergeordnete Konzepte, nämlich Existenzielle Probleme steuern das Denken beim Betroffenen.
Ich möchte jetzt nicht sterben. Sie auch nicht? Nun, damit liegen wir voll im Trend: Wie die meisten anderen Lebewesen streben auch Menschen von Geburt an danach, zu überleben.
Dieser »Wille« ist ein genetisches Programm, das uns veranlasst, lebensbedrohenden Situationen möglichst aus dem Weg zu gehen. Falls uns das einmal nicht gelingt oder wenn wir aus bestimmten Gründen solche Situationen bewusst aufsuchen, reagieren wir mit Angst oder gar Panik. Soweit der Normalfall.
Existenzielle Probleme:
Nun gibt es auch manche, die diesen Wunsch nach dem Überleben in absolutes Fordern verwandeln: »Ich will (oder darf) jetzt nicht sterben!« Und das versuchen sie dann mit ebenso beständigem wie hoffnungslosem Bemühen um Sicherheit und Kontrolle zu erreichen. Weshalb dieses Unterfangen ein hoffnungsloses ist und bleibt, betrachten wir in der Behandlung genauer. Menschen mit ständiger Angst vor dem Sterben haben ein »existenzielles Problem«. Sie wittern an allen Ecken unterschiedliche lebensbedrohliche Gefahren und versetzen sich damit in Todesangst. Existenzielle Probleme beziehen sich bei mir in der Behandlung ausschließlich auf die Angst vor dem Sterben oder dem »Danach«, nicht auf drohende Verluste.
Man erkennt sie an völlig unterschiedlichen Symptomen, z. B. der festen Überzeugung, an einer tödlichen Erkrankung zu leiden (obwohl es keine derartigen Befunde gibt), der Sorge, sich mit fatalen Viren und Krankheiten zu infizieren (und viel Aufwand zu betreiben, dies durch Waschen oder Putzen zu vermeiden), der Befürchtung, Tunnel, Brücken oder Gebäude könnten ein- und Fahrstühle abstürzen und man würde ersticken (ohne dass es hierfür realistische Hinweise gibt), der Vorstellung, Tiere oder Menschen könnten über einen herfallen und tödlich verletzen (auch wenn dies realistisch betrachtet höchst unwahrscheinlich ist) oder der ständigen Sorge, man könne verunglücken und aufgrund widriger Umstände (wegen Menschenmassen, Entfernung oder Einsamkeit) nicht rechtzeitig Hilfe erhalten. Manche fürchten hauptsächlich die Konsequenzen des Todes, wie z. B. verzichten zu müssen (nicht weiterhin das Leben genießen zu dürfen), falsch gelebt zu haben (»Hätte ich gewusst, dass ich schon sterben muss, hätte ich ganz anders gelebt!«) oder für das bisherige Leben bestraft zu werden
Worum geht es bei uns in der Therapie?
Wir beschäftigen uns mit den Ursachen und Auswirkungen von Todesangst und den damit verbundenen ungünstigen Sicherheits- und Gefahrenkonzepten. Wir betrachten die langfristig negativen Konsequenzen, die solche Konzepte für die Betreffenden haben, wie z. B. erhebliches emotionales Leid, Einschränkungen im Lebensalltag – sowohl im Privat- als auch im Berufsleben. Ersteres zeigt sich meist in Form von Ängsten bis hin zu Panikattacken, aber auch als Niedergeschlagenheit bis zu ausgeprägten Depressionen. Letzteres zeigt sich darin, dass das Denken und Handeln der davon Betroffenen sich ausschließlich um mögliche Gefahrenabwehr drehen, um erhoffte Sicherheit und Kontrolle. Andere Lebensinhalte wie Familie, Partner- oder Freundschaften oder berufliche Ziele kommen zu kurz oder werden im Extremfall kaum noch berücksichtigt. Andere Konsequenzen von Todesangst können auch körperlicher Natur sein
Krankheitsbefürchtungen
Am häufigsten wird von Todesangst in Zusammenhang mit Krankheitsbefürchtungen berichtet, etwa wenn jemand befürchtet, dass ein tödlicher Infarkt drohe (Herzinfarkt, Schlaganfall) oder dass das Herz nicht in Ordnung sei (z. B. plötzlicher Herzstillstand, Herzklappenfehler oder Mangelversorgung)
Andere befürchten, dass sich bei ihnen eine schleichende, unentdeckte, potenziell tödliche Erkrankung ausbreitet.
Gerne berate ich Sie zum Thema und zum Therapieablauf persönlich in einem Erstgespräch.
Herzliche Grüße,
Ralf Baumhöfer