Zwänge Verhaltenstherapie in Roth
Die häufigsten und auch bekanntesten Manifestationsformen der Zwangsstörung sind die Wasch- oder Putzzwänge sowie die Kontrollzwänge.
Diese Differenzierung ist für unterschiedliche Strategien in der Therapie bedeutsam. Wasch- und Putzzwänge sind in der Regel mit der Furcht vor einer Ansteckung mit Krankheitskeimen oder Verunreinigung mit menschlichen Ausscheidungen, gefährlichen Chemikalien o. Ä. verbunden. Typischerweise befürchten die Betroffenen, durch den Kontakt mit diesen Stoffen krank zu werden, zu sterben oder andere dadurch krank zu machen, dass sie die betreffenden Keime oder Verschmutzungen weitergeben.
Während Waschzwänge früher vor allem durch die Angst vor Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Gonorrhoe oder Herpes ausgelöst wurden, steht heute die Angst vor AIDS im Vordergrund, aber auch Krebs und BSE spielen als Themen eine Rolle.
Offensichtlich spiegelt sich in den Inhalten der Zwänge der Zeitgeist wider. Kontrollzwänge beziehen sich typischerweise auf Elektrogeräte wie Herd, Kaffeemaschine, Bügeleisen etc.), die in der Vorstellung der Betroffenen einen Hausbrand verursachen könnten, oder auf Türen und Fenster, die wegen der Gefahr eines Einbruchs verschlossen sein müssen.
Auch die Sorge, dass man einen anderen Menschen verletzt haben könnte, löst oft vielgestaltige Kontrollen, aber auch Vorsichtsmaßnahmen und wiederholtes Abgehen oder -fahren derselben Wegstrecken aus.
Ganz allgemein ist die Furcht davor, einen Fehler begangen zu haben, der das soziale Ansehen und Leben ruinieren könnte, einer der häufigsten Auslöser für Kontrollzwänge. Hin und wieder spielt auch die Sorge, einen körperlichen Makel zu haben, hier mit hinein. Grundsätzlich sind viele Kontrollzwänge nicht beobachtbar, sondern laufen ausschließlich auf der kognitiven Ebene ab.
Nach den jüngsten epidemiologischen Studien stellen Zwangsstörungen in Deutschland mit einer Ein-Jahres-Prävalenz von 3,6 % die vierthäufigste psychische Störung nach den Phobien, der Depression und den Suchterkrankungen dar.
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