Willkommen in meiner Praxis in Roth
Meine Erfahrung in der Arbeit mit Trauernden konnte ich in sehr unterschiedlichen Bereichen sammeln. Die Arbeit zeigte mir auf, dass Trauer ein sehr individueller Prozess ist, abhängig von den Todesumständen, der Beziehung zur verstorbenen Person und weiteren psychischen Erkrankungen. Oft suchen Patienten aufgrund anderer Belastungen eine Psychotherapie auf, oftmals stellt sich dann im Verlauf der Therapie heraus, dass der Tod einer Bezugsperson auch viele Jahre später unverarbeitet oder verdrängt worden ist und nach wie vor bei dem Klienten eine wichtige Rolle spielt. Häufig sind es Themen wie Schuld, Bedauern oder offene persönliche Angelegenheiten zwischen der verstorbenen und der trauernden Person, die den Trauerprozess verhindern und die Patienten manchmal über viele Jahre hinweg in diesem eingebettet sind.
In den letzten Jahrzehnten wurde in Wissenschaft und Praxis diskutiert über die Frage »Kann Trauer eine Krankheit sein… Die Frage kann ich nur mit Ja beantworten und das neue diagnostischen Klassifikationssystem, die ICD-11 hat die anhaltende Trauerstörung als neues diagnostisches Kriterium aufgenommen.
Was ist eine normale Trauerreaktion?
Der Tod einer nahestehenden Person kann manchmal still, andere Male mit großer Wucht und Verstörung in unser Leben treten. Manche Angehörige erhalten durch eine vorangegangene Krankheitsphase noch die Möglichkeit, sich auf den Abschied vorzubereiten. Für andere Hinterbliebene verändert der unerwartete Tod eines geliebten Menschen plötzlich das Leben von einer Stunde zur anderen. Der Verlust eines nahestehenden Menschen kann jeden jederzeit treffen und wird häufig als eine erschütternde Lebenserfahrung erlebt, die einen langfristigen, manchmal auch lebenslangen Leidensdruck zur Folge haben kann. Die anfängliche Reaktion auf einen Verlust drückt sich häufig durch ein Schockerleben und ein Nicht-Wahrhaben-Wollen aus.
Ein typisches Merkmal einer normalen Trauerreaktion ist der Trennungsschmerz, welcher nicht nur psychisch, sondern auch körperlich von den Trauernden als sehr in- tensiv erlebt wird. Hinzu kommt eine starke Sehnsucht nach der verstorbenen Person, welche häufig von einem Suchen und einem starken Wunsch der Wiedervereinigung mit dem verstorbenen Menschen begleitet ist. Der Tod nimmt den Hinterbliebenen eine gemeinsame Zukunft. Schwierige Beziehungen und Konflikte können nicht mehr korrigiert werden und gemeinsame Träume nicht mehr gelebt werden. Der zurück- gelassene Trauernde durcherlebt deswegen oft eine Vielfalt an Emotionen, wie bspw. Traurigkeit, Bedauern, Schuldgefühle und Wut. Das Durchleben dieser unterschiedli- chen intensiven Emotionen ist für Trauernde deswegen oft nur in kleinen Dosierun- gen aushaltbar. Die Ohnmacht gegenüber den überflutenden Gefühlen, die manchmal für Stunden und Tage anhalten und plötzlich aus dem Nichts aufzutauchen scheinen, kann bei manchen Trauernden auch zur Unterdrückung dieser Gefühle führen.
Gerne berate ich Sie zu diesem Thema in einem persönlichen Erstgespräch im Therapiezentrum Roth.
Herzliche Grüße, Ralf Baumhöfer